Gehaltstransparenz als Zukunftsmodell – Einführung moderner Vergütungssysteme

Vergütungsmanagement

Die neue Entgelttransparenzrichtlinie der EU verpflichtet Unternehmen zu mehr Offenheit bei der Vergütung – und bietet zugleich großes Potenzial. Richtig umgesetzt, kann mehr Transparenz nicht nur Gehaltsunterschiede verringern, sondern auch die Motivation der Mitarbeitenden stärken und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Wie moderne Vergütungssysteme erfolgreich eingeführt werden und welche strategischen Chancen sich daraus ergeben, erläutert Doreen Strobel, Managerin Change & Transformation Human Resources, im aktuellen Blogbeitrag.

„Über Geld spricht man nicht“ – diese alte Weisheit verliert zunehmend an Bedeutung. Spätestens mit der Europäischen Entgelttransparenzrichtlinie müssen Unternehmen ihre Entgeltstrukturen offenlegen. Dies stellt nicht nur eine regulatorische Verpflichtung dar, sondern bietet auch eine Chance, die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden zu erhöhen. Doch wie lassen sich moderne Vergütungssysteme erfolgreich implementieren?

 

Die Europäische Entgelttransparenzrichtlinie: Was Unternehmen wissen müssen

Bereits im März 2021 legte die Europäische Kommission den Vorschlag für eine Entgelttransparenzrichtlinie vor. Im April 2023 wurde sie endgültig durch den Rat der Europäischen Union verabschiedet. Bis spätestens Juni 2026 müssen die Mitgliedsstaaten die Vorgaben in nationales Recht überführen.

In Deutschland existiert bereits seit 2017 das Entgelttransparenzgesetz. Die neue EU-Richtlinie geht jedoch darüber hinaus:

  • Alle Beschäftigten erhalten ein Auskunftsrecht, unabhängig von der Unternehmensgröße.
  • Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten müssen regelmäßig über das geschlechtsspezifische Entgeltgefälle berichten.
  • Transparenzpflichten gelten bereits vor der Anstellung, um Lohndiskriminierung zu verhindern.

Damit werden weit mehr Unternehmen als bisher zur Einführung transparenter Vergütungssysteme verpflichtet.

 

New Pay: Warum Gehaltstransparenz ein Muss ist

Mit dem Konzept „New Work“ rückt die Arbeitnehmerperspektive stärker in den Fokus. Daraus hat sich „New Pay“ entwickelt – ein Ansatz, der Transparenz in der Gehaltsstruktur einfordert.

Bislang entstehen Gehaltsstrukturen oft zufällig: Der „Nasenfaktor“ und das Verhandlungsgeschick beeinflussen die Bezahlung stärker als objektive Kriterien. Das führt zu ungerechtfertigten Lohnunterschieden, insbesondere zwischen bestehenden Mitarbeitenden und neuen Bewerbern sowie zwischen Männern und Frauen.

Moderne Vergütungssysteme müssen daher:

  • Nachvollziehbar und fair sein
  • Leistungs- und marktgerechte Vergütungsmodelle integrieren
  • Zusätzliche Gehaltskomponenten flexibel berücksichtigen

 

 

Faires Grundgehalt als Basis für ein modernes Vergütungssystem

In der modernen Arbeitswelt setzen Unternehmen verstärkt auf flexible Vergütungsmodelle. Ein stabiles Grundgehalt bildet dabei die Basis, auf die weitere Module aufgesetzt werden können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Leistungsabhängige Vergütung (z. B. Bonusmodelle)
  • Gewinnbeteiligungen
  • Zulagen für besondere Belastungen
  • Sachleistungen (z. B. Jobticket, mobiles Arbeiten, Teamevents)

Diese zusätzlichen Bausteine müssen individuell an die Lebensrealität der Mitarbeitenden angepasst werden. Ein modernes Vergütungssystem sorgt nicht nur für Transparenz, sondern steigert auch die Motivation: Wer weiß, welche Kriterien für die Entgeltstruktur entscheidend sind, kann seine Karriere gezielt planen.

 

Wie Unternehmen moderne Vergütungssysteme einführen

Die Einführung eines neuen Vergütungssystems beginnt mit einer Bestandsaufnahme

  • Welche Positionen gibt es im Unternehmen?
  • Wie sind die Hierarchien strukturiert?
  • Welche Faktoren beeinflussen die Vergütung?

 

Wichtiger Erfolgsfaktor: Von Anfang an müssen alle Stakeholder eingebunden werden – darunter Geschäftsführung, Personalabteilung und Betriebsrat. Ihre unterschiedlichen Interessen müssen ausgeglichen werden, um Konflikte zu vermeiden. 

Danach erfolgt die Erstellung eines Bewertungsmodells, das alle Positionen anhand objektiver Kriterien wie Qualifikation, Verantwortung oder Kommunikationsfähigkeit einordnet. Ein solches Punktesystem macht die Vergütung für alle Mitarbeitenden nachvollziehbar.

 

Benchmarking und externe Unterstützung als Erfolgsfaktoren

Ein weiteres wichtiges Element ist der Vergleich mit Marktstandards. Unternehmen sollten regelmäßig ihre Vergütungsstruktur mit externen Daten abgleichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Hierbei kann die Zusammenarbeit mit externen Beratern helfen. Sie bringen nicht nur Fachwissen mit, sondern können auch als neutrale Moderatoren bei internen Diskussionen fungieren.

 

Kommunikation: Der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung

Während der gesamten Implementierung eines neuen Vergütungssystems ist transparente Kommunikation entscheidend. Mitarbeitende müssen regelmäßig über den Fortschritt informiert werden, um Vertrauen zu schaffen. Nach der Einführung des neuen Systems können sukzessive zusätzliche Benefits und variable Vergütungsmodelle integriert werden.

 

Fazit

Die Europäische Entgelttransparenzrichtlinie zwingt Unternehmen dazu, sich intensiv mit Gehaltsstrukturen auseinanderzusetzen. Doch anstatt nur auf regulatorische Anforderungen zu reagieren, sollten Unternehmen die Chance nutzen, moderne, faire und transparente Vergütungssysteme zu etablieren.

  • Ein faires Grundgehalt kombiniert mit flexiblen Zusatzleistungen motiviert Mitarbeitende und stärkt die Arbeitgebermarke.
  • Objektive Bewertungsmodelle sorgen für Transparenz und reduzieren unfaire Gehaltsunterschiede.
  • Ein strukturierter Einführungsprozess mit Einbindung aller Stakeholder gewährleistet eine nachhaltige Umsetzung.

Mit der richtigen Strategie kann Gehaltstransparenz zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden. 

 

Mehr zum Thema Vergütungsmanagement

 

Sie suchen nach der passenden Beratung zum Thema Vergütung? Wir helfen Ihnen dabei, die passenden Lösungen zu finden. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.